Du hast viel für uns getan (Zitat Grönemeyer). Eh. Dafür bekommst du von uns den Passat Alltrack. Und dann schleichst dich mit deinen Milliardenklagen.
Die Maßlosigkeit der Amerikaner ist legendär, alles in der neuen Welt ist größer, massiver, beeindruckender. Stürme oder Firmenpleiten zum Beispiel. Aber auch Burger, Pick-up´s oder vor Gericht erkämpfte Entschädigungen. Gerade die teils absurden Schadenersatzsummen sind hierzulande ein echter Schenkelklopfer. In Sachen VW hört sich der Spaß aber auf. Ein Vorschlag zur Güte: Lassen wir doch die gierigen Anwälte ein paar Tage Passat Alltrack fahren.
So schnell können sie gar nicht schauen die Schlipsträger und sie sind bekehrt. Klage? Ja. Strafe? Sowieso. In Milliardenhöhe? Sicher nicht. Es werden ihnen einfach die Argumente fehlen. Sie können ihre SuperSize-Menüs in sich reinstopfen, während der Alltrack im Offroad-Modus die eingestellte Geschwindigkeit zwischen zwei und 30 km/h hält. Sie können ihre Colts polieren, während der Trailer Assist den bis zu 2,2 Tonnen schweren Anhänger einparkt. Oder sie starten eine Petition gegen die Fracking-Erdölförderung, wo der 190 PS starke TDI doch nur 6,5 Liter im Schnitt verbraucht. Könnten ja auch mal etwas Sinnvolles tun, die Anwälte aus Amerika.
Grundsätzlich ist der Alltrack ja ein normaler Passat. Etwas höhergelegt zwar, in dezentem Offroad-Look gekleidet, aber trotzdem irgendwo ein alter Bekannter. Dann aber, wenn man einsteigt, stellt sich unweigerlich die Frage: „Ist das noch ein Passat im herkömmlichen, im Aussendienstmitarbeitersinn quasi?“ Möglich, dass es an den saftigen EUR 59.040,00 unseres Testwagens liegt, aber Geld und Stil haben nicht zwingend etwas miteinander zu tun. Siehe Skoda Superb im positiven Sinne.
Unser Testwagen hatte jedenfalls Stil. Die analoge Uhr ist der ganz spezielle Kontrapunkt zu einem technisch ausgereiften, modernen und hochwertigen Interieur. Nicht nur eine Blindverkostung würde hier ein Heim für Premium erstasten, auch sehenden Auges lassen wir uns zu dieser Aussage hinreißen. Das digitale Cockpit lässt sich mannigfaltig verstellen, inklusive dem neuen Gag der zwischen den klassischen Instrumenten eingeblendeten Navi-Daten. Die Zeit sich all das in Ruhe zu Gemüte zu führen sollte man sich nehmen, aber bitte im stehenden Auto. Sonst lernt man die City-Notbremsfunktion kennen.
Die Möglichkeiten den Motor kennen zu lernen sind dafür beschränkt. Dank Plastikverkleidung sieht man ihn nicht, in Ermangelung von Geräuschen hört man ihn nicht. Nicht einmal frühmorgentliche -10° entlocken dem 2,0 TDI ein zartes Knuspern. Dafür spürt man ihn. 190 PS und 400 Newtonmeter, gekoppelt an ein 6-Gang-DSG, halten in der Realität was sie am Papier versprechen: Sehr hohen Antriebskomfort. Weniger aggressiver Reißer denn smoothes Kraftpaket passt der Motor perfekt zum fahraktiven Alltrack. Der 4Motion Allradantrieb macht die drei Zentimeter mehr Luftstand vergessen, Kurven sind für den großen Kombi eine willkommene Abwechslung.
Fehler wird man beim Passat Alltrack keine finden. Er vereint die Stärken des klassischen Reisekombis mit denen eines SUV, beherrscht deutsche Autobahn genau so gut wie Tiroler Bergstraße oder schnöden Familienurlaub in Lignano. Einzig sein Preis wird manchen abschrecken, gut möglich, dass Interessenten je nach Befinden zu Skoda oder Audi abwandern. Jene, die standhaft bleiben, werden es nicht bereuen. Oh Wolfsburg, du hast viel für uns getan.
Was er kann:
Die Amerikaner ins Kreuzverhör nehmen.
Was er nicht kann:
Das Familienbudget entlasten.
Extralob gib es:
Für das Sammelsurium an Fähigkeiten.
Ändern würden wir:
Nichts.
Daten VW Passat Alltrack TDI SCR 4MOTION DSG
Motor: 4-Zylinder Common-Rail Dieselmotor
Hubraum: 1968 ccm Leistung: 190 PS bei 3500 U/min Max. Drehmoment: 400 Nm bei 1900 U/min Testverbrauch: 6,5 Liter Vmax: 220 km/h 0 auf 100 km/h: 8,0 Sek. Preis ab EUR 49.640,00
Mehr über VW finden Sie auf www.fahrfreude.cc.
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