Stillfüssing: wenn eine Gemeinde von der Geschichte eingeholt wird
WAIZENKIRCHEN. Die Diskussion um das Soldatengrab in der Waizenkirchner Ortschaft Stillfüssing reißt nicht ab. SPÖ und Grüne fordern eine künstlerische Umgestaltung des Grabes und Bürgermeister Fabian Grüneis erhielt einen offenen Brief vom Mauthausen Komitee. Das Problem: Der Textvorschlag auf einer geplanten Zusatztafel würde erneut die Geschichte verfälschen.
Ein Denkmal, das an Soldaten der Waffen-SS erinnert und die 13 dort bestatteten Männer würdigt, stellt die Gemeinde Waizenkirchen ungewollt ins Rampenlicht. Kritik kommt vor allem vom Mauthausen-Komitee und dem Netzwerk gegen Rassismus und Rechtsextremismus, die Bürgermeister Fabian Grüneis (ÖVP) in einem offenen Brief zum Handeln auffordern und sich eine Zusatztafel mit einem entsprechenden Text erwarten. Diese soll die historischen Fakten darstellen und eine Aufklärung über die Waffen-SS beinhalten. Doch die Aufarbeitung des Themas scheint in der Gemeinde keinesfalls einfach zu lösen sein. „Ich bin dafür, dass etwas gemacht wird“, stellt Bürgermeister Fabian Grüneis (ÖVP) klar. Gerne sei er auch bereit, die Forderungen schnellstmöglich umzusetzen, allerdings liege die Entscheidungskraft über die Tafel nicht bei ihm, sondern beim Innenministerium.
Keine Verurteilung, sondern historische Fakten
„Es geht nicht darum, die 13 Soldaten zu verurteilen. Wir haben 2021 und dass es da nicht möglich ist, die geschichtlichen und historischen Fakten richtig wiederzugeben, verstehe ich nicht“, sagt Robert Eiter, Sprecher des OÖ Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Er kritisiert die Herangehensweise der Gemeinde, denn der Erstentwurf für den Text der Zusatztafel vom Schwarzen Kreuz würde mit keinem Wort erwähnen, was die Waffen-SS war und in welchem Ausmaß diese Organisation für die Kriegsverbrechen verantwortlich war. Ein detaillierter Textvorschlag kommt vom Mauthausen-Komitee selbst. Sollte die Zusatztafel nicht mit einem entsprechenden Text ausgestattet werden, so werde laut Eiter die Debatte fortgesetzt. „Aus demokratischer Sicht ist es ein Stachel im Fleisch, wenn man an einem solchen Ort nicht ein klares Zeichen setzt, dass man gegen diese Ideologien auftritt.“ Auch wenn seit mehreren Jahren keine Pilgerungen von Rechtsextremen zum Denkmal in Stillfüssing nachweisbar sind, meint Eiter: „Ich bin der Überzeugung, dass ein Neo-Nazi, der zum Denkmal fährt, sich nicht vorher beim Bürgermeister anmeldet.“
Thema im Gemeinderat
Es dürfte eine spannende Diskussion im Waizenkirchner Gemeinderat werden. Am 25. Februar steht das Thema Stillfüssing wieder einmal auf der Agenda. Diese Sitzung wolle man auch abwarten, meint Grüneis auf Tips-Nachfrage. Man sei derzeit in enger Abstimmung mit dem Innenministerium und könne danach mehr sagen. Zum einen wird über die Aufstellung einer Hinweistafel oder eines Gedenksteines beim Kriegergrab Stillfüssing abgestimmt. Ein weiterer Antrag kommt von den Grünen und der SPÖ: Man wolle ein umsetzbares Konzept für eine historisch-künstlerische Umgestaltung des in Gemeindebesitz befindlichen Grundstückes um das Kriegergrab Stillfüssing erwirken. „Wir fordern eine wirkliche Auseinandersetzung mit der Geschichte und somit auch jener der Waffen-SS. Uns als SPÖ ist dies besonders wichtig, da die Zeitzeugen immer weniger werden und wir es somit als unsere Pflicht sehen, diese dunklen Kapitel der Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen“, heißt es von SPÖ-Gemeinderätin Yvonne Gili.
Notwendige Auseinandersetzung
„Wir Grünen Waizenkirchen streben für Stillfüssing eine Lösung an, die aus Waizenkirchen kommt und von den Bürgerinnen und Bürgern mitgetragen wird. Nur so kann die notwendige Auseinandersetzung vor Ort geschehen und die Frage nachhaltig gelöst werden. Eine zeitgemäße, künstlerisch wertvolle und historisch richtige Aufarbeitung ist das Ziel. Dieses kann nur jenseits von Parteipolitik erreicht werden, deshalb haben wir im Vorfeld der Gemeinderatssitzung das Gespräch mit allen Fraktionen gesucht und streben die Einsetzung eines Komitees mit Personen aus allen Bereichen an, das eine umsetzbare Lösung vorbereitet“, sagt Harald Geissler von den Grünen. Geht es nach dem Ortschef, soll die Tafel spätestens Anfang Mai fertig sein und aufgestellt werden.
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30.04.2021 18:54
Wahnsinn
Die sind ja ehrlich nicht ganz dicht.
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