Luftverschmutzung: Stärkere Kontrollen für LKWs
GROSSRAUM LINZ. Obwohl sich die Luft in den letzten Jahren stetig verbessert hat, kämpft der Großraum Linz nach wie vor mit Grenzwertüberschreitungen. Ein Problem: nachträglich deaktivierte Abgasreinigungssysteme bei LKWs. Hier könnte nun stärker kontrolliert werden.
Untersuchungen und Messungen in Tirol im Sommer des Vorjahres gemeinsam mit Experten der Uni Heidelberg zeichnen ein dramatisches Bild: Die Messungen ergaben, dass vermeintlich „saubere“ EURO 6 LKWs das Vielfache des Grenzwerts an Stickstoffoxiden ausstoßen. „Das kann dazu führen, dass ein EURO 6 LKW mit EURO 0-Werten herumfährt“, so Jürgen Frank, Abteilung Anlagen-, Umwelt- und Wasserrecht des Landes OÖ.
20 Prozent der LKWs betroffen
In Deutschland geht man davon aus, dass dieser Betrug an der Umwelt bei etwa 20 Prozent der EURO 6 LKWs Realität ist. Die Messungen in Tirol zeichnen ein ähnliches Bild. Nimmt man die gleichen Werte für Oberösterreich an, könnten das alleine auf der A1 rund 60.000 LKWs sein. Die größten Verdachtsmomente gäbe es bei internationalen Frächtern, so Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne).
Grund für Manipulation: Kosteneinsparung
Der Grund für die Manipulationen seien meist Kosten-Einsparungen. Denn um Stickoxide bei der Abgasreinigung zu entfernen wird AdBlue verwendet. Dabei wird der LKW Fahrzeugelektronik eine funktionierende Abgasnachbehandlung vorgetäuscht – so wird der AdBlue Verbrauch verringert oder gar ganz gestoppt. Das kann bei einer durchschnittlichen Kilometerleistung eines LKW im Fernverkehr eine jährliche Einsparung des Frächters in Höhe von etwa 2.500 Euro bedeuten. „Es handelt sich um Wettbewerbsverzerrung“, stellt Anschober fest.
Manipulationen vor Ort feststellen
„Solche Eingriffe kann man recht gut verschleiern. Das kann man nur vor Ort feststellen“, erklärt Frank. „Um solche effektiven Kontrollen von illegal manipulierten Fahrzeugen tatsächlich bewerkstelligen zu können, müssen die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden: bestens geschulte Sachverständige – vor allem zur Feststellung von elektronischen Eingriffen –, die in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen, und ein umfassender Kontrollschwerpunkt“, lautet der Vorschlag für den nächsten Schritt von Anschober. Mit Verkehrslandesrat Günther Steinkellner ziehe Anschober diesbezüglich „an einem Strang“. Die gesetzlichen Voraussetzungen dafür sind gegeben. Die Kontrollen selbst müssten durch die Exekutive durchgeführt werden.
Vertragsverletzungsverfahren abwenden
Das rigorose Vorgehen gegen die illegal manipulierten LKWs könnte zudem helfen einem möglichen Vertragsverletzungsverfahren der EU bezüglich der Grenzwerte für Stickoxide vorzubeugen. „Wir sind im 'gerade-halt-darüber-Bereich'“, erklärt Frank hinsichtlich der Grenzwert-Überschreitungen in der Landeshauptstadt. Eine Verringerung der manipulierten Fahrzeuge könne daher zur Einhaltung des Grenzwertes beitragen.
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